Wie der Christbaum in die Stuben kam                            WZ vom 02.12.2010
Sonderausstellung „Weihnachten – Nostalgie und Lichterglanz“ im Wendlinger Stadtmuseum
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VON GABY KIEDAISCH
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WENDLINGEN. Mittlerweile ist es beim Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen gute Tradition, passend zur Adventszeit mit einer Sonderausstellung aufzuwarten. In diesem Jahr steht alles unter dem Motto „Nostalgie und Lichterglanz“. Am Sonntag wurde die Ausstellung über weihnachtlichen Christbaumschmuck eröffnet.
Bis zum 2. Februar sind die glitzernden und funkelnden kleinen und großen Pretiosen im Obergeschoss des Stadtmuseums zu sehen. Der Sammelleidenschaft von Karin Walter und Ursula Silberberger ist es unter anderem zu verdanken, dass in der Sonderausstellung Weihnachtsbaumschmuck von der Biedermeierzeit bis in die 1960er-Jahre gezeigt werden kann.
Da rankt sich so manche Geschichte um das eine oder andere Exponat: wie das künstliche Miniatur-Weihnachtsbäumchen, das mit der Feldpost im Zweiten Weltkrieg nach Russland verschickt wurde. Allerdings erreichte es seinen Empfänger nicht, weil er da schon in Kriegsgefangenschaft war, und das Päckchen kam unversehrt wieder zum Absender zurück, erzählte Peter Hoefer, Vorsitzender des Museumsvereins, zur Begrüßung, und so manch weitere Geschichte.
Ursula Silberberger berichtete anschließend über die Entstehung des weihnachtlichen Brauchs des Christbaums, dessen Vorläufer vorchristliche Wurzeln hat und als Hoffnungssymbol galt. Kerzen am Baum sind allerdings erst um 1700 dazugekommen. Vom Hochadel gelangte der Weihnachtsbaum später in den Salon der bürgerlichen Oberschicht. Der erste öffentliche Weihnachtsbaum soll 1891 vor dem Weißen Haus gestanden haben und der erste in Deutschland 1924 in Weimar. – Jede Epoche hat ihren eigenen Weihnachtsschmuck: im Jugendstil war die beherrschende Farbe Silber, der Gründerzeitbaum dagegen war bunt und reich geschmückt, ergänzte Karin Walter die Weihnachtskunde.
http://www.ntz.de/images/news_info.gifDie Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Stadtmuseums, Kirchstraße 4 bis 8, donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr zu sehen.

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Leidenschaftliche Sammlerinnen (von links): Karin Walter und Ursula Silberberger mit Peter Hoefer.gki

Wendlinger Zeitung vom 26. November 2010

„Nostalgie und Lichterglanz“

Stadtmuseum Wendlingen zeigt vom 28. November bis 2. Februar eine Sonderausstellung über historischen Weihnachtsbaumschmuck

Vom 28. November bis 2. Februar findet im Stadtmuseum Wendlingen die Weihnachts-Sonderausstellung „Nostalgie und Lichterglanz“ statt. Zu sehen ist historischer Weihnachtsbaumschmuck aus der Biedermeierzeit bis in die 1960er-Jahre in all seiner faszinierenden Vielseitigkeit. Am ersten Advent wird die Ausstellung um 11 Uhr eröffnet.

WENDLINGEN (jv). Was gibt es Schöneres als das Schmücken des Weihnachtsbaums zu den Festtagen. Heute gibt es Weihnachtsbaumschmuck in allen Formen und Farben, für jeden Geschmack. Wann ist der Weihnachtsbaumschmuck, wie wir ihn kennen, entstanden?

Greifbar im wörtlichen Sinn und bis heute ist der Weihnachtsbaumschmuck ab der Biedermeierzeit. Damals kamen die ersten Glaskugeln auf. Die Kugelform ist wohl auf vergoldete Äpfel zurückzuführen, die natürlich nicht sehr haltbar waren. Biedermeierkugeln gehören nach wie vor zum Schönsten, was an Weihnachtsbaumschmuck zu finden ist. Sie bestehen aus dickwandigem, schwerem Glas und haben wunderschön leuchtende, nie grelle Farben. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Größen, von winzig klein bis zu einer Größe, die eigentlich kein Weihnachtsbaum mehr tragen kann. Meistens sind sie kugelförmig, aber es gibt auch Eier und Trauben. Besonders beachtenswert sind ihre wunderschönen Messingaufhänger, die in ihren unterschiedlichen Gestaltungsformen eine große Hingabe und Liebe zum Detail verraten.

Weihnachtsschmuck wird zur „Formsache“

Im Jahre 1867 wurde in Lauscha/Thüringen eine Gasanstalt gebaut. Nun konnte man Bunsenbrenner und Leuchtgas speisen, sodass man zu einer regulierbaren, sehr heißen Gasflamme kam, die es erlaubte, große und vor allem sehr dünnwandige Glaskugeln zu blasen. Die Produktion und deren Vielfalt wuchs. Nun wurden sogenannte „Formsachen“ möglich, bei denen das Glas in zwei Negativmodelle aus Porzellan geblasen wurde, die von einer speziellen Zange zusammengehalten wurden. Man erkennt Formsachen an einer Art von leichter Naht, die an einer unauffälligen Stelle um den Gegenstand herumläuft. Auch Einstichformen und die sogenannten Reflexe entstanden im späten 19. Jahrhundert. Dabei wurden die fertigen Kugeln an einzelnen Stellen erwärmt, eingestochen und eingedrückt. Fertig geblasene Figuren wurden bemalt, eingetaucht in Gelatine-Lösung und bestreut mit Glasstaub.

Neben Lauscha gab es ein weiteres Herstellungszentrum für gläsernen Weihnachtsbaumschmuck in Gablonz in Nordböhmen. Gablonzer Schmuck wirkt aber ganz anders und ist auf den ersten Blick vom thüringischen zu unterscheiden. Der Gablonzer Schmuck entstand aus der Schmuckperlenindustrie und besteht in der Hauptsache aus kleinen Perlen und Glasröhren, die zu unterschiedlichsten Formen zusammengesetzt wurden.

Weihnachtsbaumschmuck wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aber nicht nur aus Glas hergestellt. Es gab auch Zinnschmuck, der meist aus einer bleihaltigen Legierung, die silbern glänzt, bestand. Ebenso wurden Pappmaschee, Pappe und Watte benutzt, um Schmuck für den Weihnachtsbaum herzustellen. Wattefiguren entstanden größtenteils in der Thüringer Hausindustrie. Berühmt und leider auch sehr teuer sind die Figuren aus Dresdner Pappe. Kleine Kostbarkeiten sind auch die Sebnitzer Arbeiten. In der Stadt Sebnitz in der Nähe von Dresden stellte man in der Zeit zwischen 1870 und 1910 in Kombination der verschiedensten Materialien Objekte her, die Motive wie Gondeln, Kinderwagen, Blumentöpfe, aber auch Krippen und Kapellen darstellten.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert kamen auch die bunten Chromlithografien auf, die Oblaten und Prägbilder. Diese spielten eine zunehmende Rolle auch als Weihnachtsbaumschmuck, sei es alleine, sei es in Verbindung mit anderen Materialien, vor allem auf Lebkuchen.

In der Gründerzeit erreichte der Weihnachtsbaum mit seinem Schmuck eine nie da gewesene Pracht und Fülle durch die Vielfalt der Materialien und der Formen.

Um 1900 herum erfasste auch die Reformbewegung des Jugendstils den Weihnachtsbaum und seinen Schmuck. Nun empfand man den üppigen bunten Baum der Gründerzeit als überladen und kitschig. Der Weihnachtsbaum sollte nun im Idealfall aussehen wie eine verschneite Tanne im Winterwald, mit Schnee in Form von Watte, mit Eiszapfen aus Glas, silbrigen Tannenzapfen, Engelshaar und Lametta. Beim Glasschmuck war nur noch Silber erlaubt.

Im Ersten Weltkrieg wurde der Weihnachtsbaum zum Träger der nationalen Begeisterung und zum Element der Propaganda. Er wurde schwarz-weiß-rot bemalt, in den Rosetten ersetzte oft das Bild des Kaisers die Engel. Formsachen stellten Unterseeboote, Minen und Granaten dar oder trugen das Eiserne Kreuz. Zeppelin gab es zwar schon seit etwa 1908 als Baumschmuck, nun erlebten sie aber einen wahren Boom.

In den 1920er-Jahren griff man überwiegen auf Vorhandenes zurück. Erstmals kamen auch einfache, unverspiegelte Kugeln aus farblosem oder buntem Glas auf. Unter den Formsachen dominieren Pilze, aber man findet auch Straßenjungen, Clowns und Tannenzapfengesichter. Glastiere werden bevorzugt in eleganten Formen hergestellt wie Pfauen, Störche und Schwäne. Dazu kamen selbst gefertigte Laubsäge-Arbeiten.

Die Herstellung von Christbaumschmuck wird verboten

In der nationalsozialistischen Zeit wiederholte sich der Versuch, das Weihnachtsfest zur politischen Propaganda zu vereinnahmen. Es entstand der Julschmuck – flache Kugeln mit Motiven wie Lebensbaum, Sonnenrad, Runen, Kugeln mit Hakenkreuz. Weite Verbreitung fanden Figürchen des Winterhilfswerks. Sie wurden millionenfach verkauft und als Weihnachtsbaumschmuck verwendet. Im März 1943 wurde dann ein „Herstellungsverbot für Spielwaren und Christbaumschmuck aller Art und aus jeglichem Material“ erlassen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg griff man in der Not zunächst auf das zurück, was vorhanden war, oder man stellte aus allem möglichen Material selbst einfachen Schmuck her wie Scherenschnitte aus den Augenscheiben von Gasmasken.

Glitzender Weihnachtsschmuck passt nicht zum Nierentisch

In den Wirtschaftswunderzeiten der Fünfziger- und Sechzigerjahre entstand kein grundsätzlich neuer Stil, sondern es wurden zunächst die alten Formen aufgenommen, oft mit kräftigen Farben und in hoher Auflage. Reklamefigürchen, wie sie von den Margarinenherstellern in Umlauf gebracht wurden, spielten zeitweise eine Rolle, Plastikkugeln setzten sich nicht durch. Bald aber wurde bunter und verspielter Christbaumschmuck als unpassend empfunden, unpassend zum Nierenstil und zu dessen Nachfolgern, dem skandinavischen und dem rustikalen Stil. Zwei Tendenzen setzten ein: einmal entwickelte sich der skandinavische Stil mit Stroh- und Holzschmuck bis hin zum Ökobaum, auf der anderen Seite dominierten einfache Glaskugeln oder auch die farblosen „Seifenblasen“.

Die Mode des Weihnachtsbaumschmucks dreht sich immer weiter und schneller. Die Farben des „Designerbaums“ wechseln ständig. In allen Themenbereichen lässt sich heute für jeden der passende Weihnachtsbaumschmuck finden, vom jagdmäßig geprägten Schmuck bis zum Oktoberfestbaum mit Maßkrug und Radi.

Das Stadtmuseum Wendlingen ist geöffnet donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr sowie 14 bis 17 Uhr.

Der Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen zeigt in einer Ausstellung die Vielfalt des Christbaumschmucks. Die Sammlerinnen Karin Walter und Ursula Silberberger haben einen Großteil des Christbaumschmucks zusammengetragen, weitere Exponate stammen aus dem Depot des Museumvereins und von den Museumsmitgliedern Käthe Marquardt, Dietberga Peter, Erika Hink, Edeltraut Hoefer, Peter Hoefer und Joachim Kuschel. gki

Wendlinger Zeitung vom 13. 09.2010

Weit offene Türen im Stadtmuseum

Der Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen präsentierte sich gestern als perfekter Gastgeber

Wo ließe sich der Tag des offenen Denkmals besser feiern als im Wendlinger Stadtmuseum, zu dem neben dem barocken Pfarrhaus und den historischen Scheuern vor allem auch das Backhaus und ein wunderschöner Pfarrgarten gehören?


VON CHRISTA ANSEL

WENDLINGEN. Die Mitglieder des Museumsvereins gehören nicht zu den großen Rednern. Aber sie gehören zu der Sorte Mensch, die ein Ziel vor Augen haben und zupacken, wenn Arbeiten zu erledigen sind. Und an Aufgaben im Bereich des Stadtmuseums mangelt es nicht. Die Aufsicht an den Öffnungstagen im Stadtmuseum, das im barocken Pfarrhaus in der Kirchstraße sein Domizil hat, wird vom Verein organisiert und bewältigt. An drei Tagen in der Woche ist das Stadtmuseum geöffnet. Horst Gerstenberger erledigt für den Museumsverein diesen Aufsichtsdienst.

Führungen durch das Museum ergänzen das Angebot des Museumsvereins. Schulklassen, Jahrgänge und Vereine auch aus der Region nehmen diese Möglichkeit immer mehr in Anspruch. Im Einsatz sind hier neben Roland Durst auch Martin Zink, Joachim Kuschel und Angela Heilemann. Immer mehr Radfahrgruppen kommen ins Museum. Peter Hoefer, Vorsitzender des Museumsvereins, denkt deshalb darüber nach, am Neckartal-Radweg entsprechende Hinweisschilder zu installieren.

Viele Sonderausstellungen gilt es zusammenzutragen und zu organisieren. Derzeit wird im Dachgeschoss des Stadtmuseums auf die 100-jährige Geschichte von St. Kolumban eingegangen. Ganz seltene Exponate aus dem Diözesanarchiv oder dem Kloster Obermarchtal sind hier für Interessierte zugänglich gemacht. Wichtiger Ideengeber für Sonderausgaben ist der Geschichtskreis des Museumsvereins, der immer auf der Suche ist nach lokalen Zeitzeugnissen, vor allem aus dem Bereich der Fotografie. Die werden von Roland Durst digitalisiert. Jeder erhält sein Originalbild also wieder zurück.

Beim Tag des offenen Denkmals und beim Mostfest des Museumsvereins stand das zweihundert Jahre alte Backhaus gestern wieder einmal im Mittelpunkt. Rund 30 Backtermine stehen im Jahr an, berichtet Peter Hoefer. Heute sind alle sehr froh, dass auf Initiative von Hildegard Grübel der alte, nicht mehr funktionsfähige Ofen im einstigen Backhaus des Pfarrers ausgetauscht wurde.

Wie schön der Garten zwischen Pfarrhaus, Pfarrscheuer und Backhaus ist, das haben in der Zwischenzeit auch Brautleute erkannt, die ihre Hochzeit dort feiern. Zu verdanken ist dies Martin Zink und Ursula und Winfried Polzer. Viele, viele Stunden verbringen sie damit, dieses besondere Kleinod liebevoll anzulegen und zu pflegen. Übrigens: gegossen wird dort nur mit Regenwasser, das in einer Zisterne aufgefangen wird.

Ein neues Projekt des Museumsvereins soll in der jetzt neu gedeckten Pfarrscheuer realisiert werden. Joachim Kuschel ist hier voll im Einsatz. Geplant ist die Einrichtung einer Schmiede- und Schreinerwerkstatt. Was für die Umsetzung dieses Projektes noch fehlt, sind vor allem eine Feldesse und alte Backsteine. Wer hier dem Museumsverein helfen kann, wende sich an Joachim Kuschel unter Telefon (0 70 24) 27 69.

Geöffnet waren gestern zum Tag des offenen Denkmals übrigens auch die Eusebiuskirche im Wendlinger Städtle und die Jakobskirche im kleinsten Stadtteil Wendlingens, in Bodelshofen.

Die Besucher im Stadtmuseum genossen gestern den schönen Spätsommertag und das Mostfest des Museumsvereins im Pfarrgarten. sel

 

 

 

Der Orient zu Besuch im Pfarrgarten

Wendlinger Zeitung vom 19. Juli 2010

Gelungene Kooperation zwischen Stadtbücherei und Museumsverein im Unterboihinger Pfarrgarten

Die Stadtbücherei wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Eine gute Gelegenheit, nach neuen Wegen zu schauen. Herausgekommen ist eine spontane Kooperation zwischen Bücherei und Museumsverein. Der Unterboihinger Pfarrgarten wurde zum Schauplatz orientalischer Märchen.


VON CHRISTA ANSEL

WENDLINGEN. Der Unterboihinger Pfarrgarten als Teil des Stadtmuseums ist für sich allein schon ein Kleinod. Am Freitagabend aber wurde der Garten zwischen Pfarrscheuer, Stadtmuseum und Backhaus zum orientalischen Basar. Kerzenlicht illuminierte den Schauplatz, in dessen Zentrum ein Zelt aufgebaut war. Sitzhocker, nordafrikanische Silbertabletts und stilgerecht angebotener Pfefferminztee aus marokkanischen Teekannen nahmen die Besucher vom ersten Moment an in Beschlag. Und alle ließen sich gerne ein auf diese ungewöhnliche Atmosphäre. Die Entführung auf eine märchenhafte Reise in den Orient, wie sie Büchereileiterin Christiane Knopp angekündigt hatte, war perfekt. Dazu haben die Mitglieder des Museumsvereins, und hier vor allem auch Peter und Traudl Hoefer, wesentlich beigetragen. Peter Hoefer war viele Jahre lang immer wieder in der Entwicklungshilfe in Marokko engagiert und hat von dort vieles mitgebracht, das am Freitagabend den Pfarrgarten und auch ihn selbst schmückte.

Im Mittelpunkt der orientalischen Märchenreise stand aber Petra Horter, Vorsitzende des Stuttgarter Märchenkreises. Ihr Vortrag, ihre Gestik, ihr mimisches Talent stieß bei den vielen, vielen Besuchern im Pfarrgarten auf große Resonanz. Gefesselt lauschten die Gäste der israelischen Geschichte von der Wahrheit und dem Märchen, entdeckten trotz seiner Länge den hintergründigen Sinn des alttürkischen Nomadenmärchens „Der schöne Fischer und der fliegende Fisch“ oder ergötzten sich an der Hinterlist des „Mädchens, das dem Königssohn mit ihren hölzernen Kopkobas auf die Schultern steigen wollte“.

Was an dem Abend der Bücherei und des Museumsvereins begeisterte, war die Leichtigkeit dieses warmen Sommerabends. Einen ganz wesentlichen Beitrag dazu geleistet hat Elke Knötzele, die Petra Horters Märchen auf dem Akkordeon musikalisch begleitete. Und über allem standen die Glocken von St. Kolumban, die unerschütterlich die Stunden einläuteten, ganz egal, ob im Nomadenzelt im Pfarrgarten eigentlich gerade die türkische Mittagsstille angesagt war. Das hat aber keineswegs gestört, allenfalls zum Schmunzeln verleitet.

Es war dies ein schöner Abend im Unterboihinger Museumsgarten, eine gelungene Kooperation, die wieder einmal zeigte, welch vielfältige Talente in dieser Stadt Wendlingen zu Hause sind.

Die Stuttgarter Märchenerzählerin Petra Horter (links) fesselte die Besucher im orientalisch ausgestatteten Unterboihinger Museumsgarten. sel

 

 

Wendlinger Zeitung vom 21.06.2010

Lebendige Kirche mit allen Sinnen erlebt

Bei trockenem Wetter lockte gestern das Kirchplatzfest der Katholischen Kirchengemeinde die Besucher in Scharen an

Wieder einmal bewies die Katholische Kirchengemeinde ihren guten Draht zu Petrus: Heiter präsentierte sich gestern das Kirchplatzfest rund um St. Kolumban. Für jeden war etwas dabei, ob Groß oder Klein, vom Museumsbesuch über Kirchen-, Turm- und Orgelführungen, Gesang oder Musik, Spielestraße oder Mitmachaktionen bis zum Gaumenschmeichler – kurz gesagt: Kirche für alle Sinne.


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN-UNTERBOIHINGEN. Mit Mozart und Beethoven begleitete der Jugendchor St. Kolumban unter der Leitung von Christa Strambach die Eröffnung der Sonderausstellung. Nach dem vorausgegangenen Gottesdienst konnte Pfarrer Paul Magino eine große Anzahl von Besuchern vor dem Stadtmuseum bei einem Wetter begrüßen, das hoffen ließ.

Herzlichen Beifall erntete nicht nur der Jugendchor für seine einfühlsam präsentierten Beiträge, sondern auch die vielen Macher, die zum Gelingen der Sonderausstellung beigetragen haben. Pastoralreferentin Ulrike Altherr erläuterte die Sonderausstellung „100 Jahre St. Kolumban“ mit dem Schwerpunkt auf der Baugeschichte von 1910. Fünf Themen erwarten die Besucher, die bis zum 21. November Gelegenheit haben, die Ausstellung im Stadtmuseum zu besichtigen. dazu gehört der Bau der Kirche, die zunächst einmal gar nicht genehmigt worden war. Mit den Pfarrern der letzten 100 Jahre und der Veränderung der Liturgie anhand nationaler und internationaler Ereignisse geht es von einem Raum zum nächsten weiter. Der Besucher stößt in der Ausstellung aber auch auf viele Kirchenschätze aus der alten Kirche wie liturgische Gewänder, Reliefs, Skulpturen, Tafeln vom Marienaltar, aber auch auf Aufnahmen aus einem ganzen Kirchenjahr sowie weiteren Fotografien eines ganzen Jahrhunderts. Und wer genau hinsieht und auch mal öfters in die Ausstellung hineinschaut, der wird Peter Hoefers Hinweis garantiert zustimmen können: „Da wird ein bemaltes Stück Holz ganz plötzlich erlebte Ortsgeschichte.“

Der Wunsch des Vorsitzenden des Museumsvereins sollte obendrein in Erfüllung gehen: Die gute Beziehung zu Petrus war beim anschließenden Kirchplatzfest durchgängig gefestigt. Trotz wolkenverhangenen Himmels lugte zwischendrin immer wieder die Sonne heraus und wärmte die Kirchplatzbesucher auf. Zu den Klängen des Musikvereins Unterboihingen ließ man sich gerne an den vielen Biertischen nieder und labte sich an Maultaschen, Steaks, Roten oder Schmalzbrot – kredenzt von den Vereinen. Und zum Kaffee ließ man es sich am großen Kuchenbuffet gut gehen.

Währenddessen war beim Rahmenprogramm allerhand geboten, ob Kistenstapeln beim Gemeindehaus oder auf der Spielstraße hinter der Kirche mit Geschicklichkeitsspielen und Malen, Wasserspritzen oder weltmeisterlichen Vorführungen der Rope Skipper, Schuhplattler mit dem Oberboihinger Albverein, daneben Hip-Hop von den Jugendhäuslern, Akkordeonmusik mit den Balgstop-Kids, Gesang von Eintracht, A-Cappella und Kirchenchor und Big-Band-Sound von der Big Band der Musikschule. Viele kirchliche Gruppierungen und Vereine hatten sich mit ihrem Einsatz für das Fest mächtig ins Zeug gelegt, um den Besuchern etwas bieten zu können – was übrigens wunderbar gelang.

Zur Eröffnung der Ausstellung „100 Jahre St. Kolumban“ sang der Jugendchor St. Kolumban unter der Leitung von Christa Strambach vor dem Stadtmuseum. Fotos: gki

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Wie ein Storch in die Ausstellung kommt (Wendlinger Zeitung vom 17.06.2010)

Zum 100-jährigen Jubiläum von St. Kolumban wird am Sonntag, 20. Juni, eine Sonderausstellung zur Kirchengeschichte eröffnet

Die Bevölkerung ist am Sonntag eingeladen zur Eröffnung der Sonderausstellung „100 Jahre St. Kolumban – Geschichte einer Pfarrkirche“. Die Ausstellung hat allerhand zu bieten. Erstmals wird der erst kürzlich zwischen Kräle gefundene Tabernakel im Stadtmuseum präsentiert.


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Ein Fenster im Stadtmuseum mit Altarspitze, Werkzeugen und Abrechnungsbüchern bestückt, kündigt die Sonderausstellung „100 Jahre St. Kolumban – Geschichte einer Pfarrkirche“ von draußen an. Im Treppenhaus weist eine Priester-Figur in Soutane den Weg ins Dachgeschoss. Dort wird am kommenden Sonntag um 11 Uhr Pfarrer Paul Magino die Sonderschau in Begleitung des Jugendchors St. Kolumban eröffnen.

Manch Wertvolles, Kurioses, Historisches und Geschichtsträchtiges offenbart die Schau, die bis zum 21. November im Stadtmuseum zu sehen sein wird. Auch die Pieta von 1490, das älteste Kunstwerk in St. Kolumban, wird in der Ausstellung präsent sein. Allerdings müssen sich die Besucher mit einer Kopie des Marienbildnisses begnügen, denn sie ist auch gleichzeitig das wertvollste Exponat überhaupt.

Bemalungen von Teilen der Seitenaltäre aus der alten Kirche, Statuen von Kirchenheiligen, Putten und andere Skulpturen sind neben Messgewändern, Ministrantenkleidern, Messbüchern, einer Flasche Messwein von 1955, im Keller des Pfarrhauses entdeckt, zu sehen. Daneben vergoldete Kelche, Rauchfass und Schiffchen, Münzen aus der Kassette von der Grundsteinlegung und Pläne vom Kirchenneubau.

Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Foto-Beamerschau mit Fotografien aus der neueren Kirchengeschichte von Günther Gold sowie mit historischen Aufnahmen aus dem Archiv von Roland Durst.

Neben den vielen kunsthistorischen Gegenständen will ein ausgestopfter Storch so gar nicht ins Bild passen. Laut Roland Durst war er der letzte Bewohner des Kirchturms, und wurde eines Tages einfach heruntergeschossen.

Öffnungszeit der Sonderausstellung: Donnerstag 16 bis 20 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

Tabernakeltür von 1910 (links) und die Holzschnitzarbeit mit den Heiligen Drei Königen, dem Jesuskind, Maria und Josef (rechts) sind nur einige der vielen Exponate in der Ausstellung. Fotos: gki
Die Monstranz (Bildmitte rechts) von 1624 umringt vom Ausstellungs-Team: (vl) Ulrike Altherr, Konrad Steinert, Clemens Straub, Günther Gold, Elisabeth Durst und Roland Durst bei den letzten Vorbereitungen. Ein Los aus der Lotterie von 1907 anlässlich des bevorstehenden Kirchenneubaus (links ).


 

Mostfässer warten auf die Besucher (Esslinger Zeitung vom 08.05.2010)

WENDLINGEN: Verein richtet Ausstellung ein - Dach der historischen Pfarrscheuer wird saniert

Im Im Keller stehen Mostfässer und Sauerkrautstampfer bereit. Die Mitglieder des Museumsvereins, hier Peter Hoefer, wollen zudem im Erdgeschoss eine Schmiede, eine Schreinerei und eine Schusterwerkstatt aufbauen.

 

 

 

 

Foto: Bulgrin

Stiefmütterchen blühen in den Kästen vor der Pfarrscheuer. Das Dach ist abgedeckt, nur durch eine Plane vor der Witterung geschützt. Die über 200 Jahre alten Biberschwanz-Ziegel warten in Kästen gesammelt auf ihre neue Bestimmung. Mitglieder des Museumsvereins haben anhand des Klanges geprüft, ob sie noch taugen. Nun können die historischen Zeugnisse vergangener Handwerkskunst beim Ausbessern des Backhauses und der Laube im Garten eingesetzt werden.

Von Sabine Försterling

Im Herbst 2004 hatte das Stadtmuseum im barocken Pfarrhaus seine Pforten geöffnet. Zu dem denkmalgeschützten Ensemble gehört nicht nur ein Garten, sondern auch die sogenannte Drittelscheuer aus dem 15. Jahrhundert und die Pfarrscheuer. Bei der Planung des Museums hatte man noch zum großen Wurf ausgeholt.

Barrierefreier Zugang

Die Geschichte der einst selbstständigen Gemeinden Wendlingen, Unterboihingen und Bodelshofen sollte im gesamten Gebäudekomplex Unterschlupf finden. Davon zeugt der neu eingebaute Aufzug, der einen barrierefreien Zugang zum jetzigen Stadtmuseum und zur angrenzenden Drittelscheuer gewährleistet. Zahlreiche Exponate sind aber im Keller der ehemaligen Volksbank gelandet. 65 000 Euro nimmt die Stadt in die Hand, um das Dach der Pfarrscheuer zu sanieren. „Ansonsten hätte man den Bürgersteig wegen herunterfallenden Ziegeln sperren müssen“, sagt Joachim Kuschel vom Museumsverein. Balken seien verfault und Dachlatten morsch, fügt Peter Hoefer an. Vor allem die Statik bereite Sorge. Doch die beauftragte Firma aus Beuren habe Erfahrung mit Aufbauarbeiten durch das dortige Freilichtmuseum. „Sehen Sie dieses Loch? Das beweist, dass der Balken einst von Flößern herangeschafft wurde“, zeigt Hoefer. Kuschel hat handgeschmiedete, Jahrhunderte alte Nägel entdeckt. Mit dem Konzept „Dach auf Dach“ soll das historische Ambiente originalgetreu erhalten bleiben.

Der Verein hat Großes vor. Mit dem städtischen Zuschuss und den Einnahmen aus Aktionen der rührigen Ehrenamtlichen wird in der Pfarrscheuer wahrscheinlich bis Ende des Jahres eine weitere Attraktion eröffnen. Im Gewölbekeller stehen schon alte Mostfässer und Sauerkrautstampfer parat. Eine historische Schmiede, eine Schreinerei und eine Schusterwerkstatt sollen im Erdgeschoss aufgebaut werden.

Viel Arbeit liegt vor den Engagierten, die in unzähligen Stunden das Fachwerk an den Außenmauern ausgebessert und den Gewölbekeller der Drittelscheuer von einer Schlammschicht befreit haben.

Orientalische Märchen

„Inzwischen erfreut sich das Stadtmuseum weit über die Grenzen Wendlingens hinaus großer Resonanz“, sagt Hoefer. Dazu tragen nicht nur die barrierefreien Führungen und Sonderausstellungen bei. Kinder schießen das Brot im Backhaus ein, Schüler sorgen für das Brennholz und im Sommerfreienprogramm werden Nistkästen für Vögel gebaut. Ein Schmankerl steht am 16. Juli an. Dann wird im Pfarrgarten nebst Laube, wo einst die Sonntagspredigten geschrieben wurden, eine Lesung orientalischer Märchen unter Begleitung passender Musik veranstaltet.

 

 

 

 

Wendlinger Zeitung vom 24.04.2010

Pfarrscheuer in der Substanz sichern


Stadt hält für die Dachsanierung 65 000 Euro bereit –

Einsatz des Museumsvereins


Die historische Pfarrscheuer in Wendlingen – Teil des Ensembles rund um
das Stadtmuseum im Stadtteil Unterboihingen – erhält ein neues Dach.
Die Sanierung der Sparren ist notwendig, um das denkmalgeschützte
Gebäude für die Zukunft zu sichern.

VON CHRISTA ANSEL


WENDLINGEN. Pfarrscheuer und Drittelscheuer gehören – auch wenn sie derzeit
allenfalls als Lagerfläche genutzt werden – zum Stadtmuseum Wendlingen. Kürzlich
hat Wendlingens Gemeinderat Gelder zur Sanierung des Daches der Pfarrscheuer
bewilligt. Diese Sanierung ist notwendig, weil Teile der Dachsparren regelrecht
verfault sind, das Dach drohte einzustürzen.
In einem ersten Schritt wurde das Dach sorgsam abgedeckt. Schließlich galt es, die alten
Dachziegel zu sichern. Hier haben sich, wie schon so häufig, vor allem die Mitglieder des
Museumsvereins engagiert. Sie haben die Dachziegel sortiert und die Ziegel zur Seite gelegt,
die noch einmal Verwendung finden können.
Solche Ziegel, sind sich der die Sanierung begleitende Architekt Wolfgang Bloos und
Stadtbaumeister Paul Herbrand sicher, haben einen unschätzbaren Wert. Wolfgang Bloos
spricht von mehr als hundert Jahre alten Handstrich-Biberziegeln, die viele Jahrzehnte sich
verändernden Witterungseinflüssen standgehalten haben und von hohem Wert sind.
Allerdings, es sind zu wenig historische Ziegel aussortiert worden, um damit das Dach der
Pfarrscheuer zu decken. Die Ziegel werden im Bauhof deponiert und aufbewahrt, bis sie
wieder eine Verwendung finden können. Vielleicht irgendwann mal auf der noch älteren und
bauhistorisch wertvolleren Drittelscheuer, einem Firstständerbau? Stadtbaumeister Paul
Herbrand erinnert an die vor vielen Jahren vorgenommene Sanierung des Backhauses im
Pfarrgarten. Da ist er mit Mitarbeitern des Bauhofs bis nach Oberlenningen gefahren, um dort
beim Abbruch einer Hütte historische Dachziegel zu sichern.
Die alten Dachsparren der Pfarrscheuer sind verfault
Jetzt, wo das Dach der Pfarrscheuer abgedeckt ist, erläutert Architekt Wolfgang Bloos, können
die Schadstellen am Dachaufbau genau geortet und saniert werden. Schaden genommen
haben vor allem die Dachsparren, die teilweise durch das Eindringen von Nässe schon verfault
sind. Sie müssen komplett ausgewechselt werden, sonst, so der Architekt, ist die
Standsicherheit der Scheune gefährdet.
Die Sanierung jetzt, die in enger Absprache mit dem Denkmalschutzamt vorgenommen wird,
hat lediglich die Sicherung der Bausubstanz im Blick, nicht aber irgendwelche baulichen
Veränderungen im Blick auf eine spätere Nutzung durch das Stadtmuseum. Darauf weist
Stadtbaumeister Paul Herbrand hin.
Die Neueindeckung des Daches der Unterboihinger Pfarrscheuer erfolgt übrigens mit
maschinell hergestellten Biber-Ziegeln. In vier bis sechs Wochen, so Architekt Wolfgang Bloos,
soll das Projekt abgeschlossen sein.

Wolfgang Bloos (links) und Paul Herbrand begutachten historische Ziegel. sel