Presseartikel über den Museumsverein 2011:

 

 

Wendlinger Zeitung vom 27.12.2011

„Rommels Erklärung“ im Stadtmuseum

Manfred Rommel bestätigt die Echtheit der Erklärung, in der die wahren Hintergründe über den Tod des Wüstenfuchses dargestellt sind Die wahren Umstände um den Tod des Generalfeldmarschalls Rommel sind hinlänglich bekannt, obwohl die Nazis den „Nimbus des unbesiegbaren soldatischen Helden“ verbreitet hatten. Derweil streut ein nicht ausgestrahlter Film über die letzten Lebensmonate des Wüstenfuchses Zwietracht. Davon unberührt ist ein Fund im Stadtmuseum, der die unmittelbaren Umstände beschreibt.
VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Das Wendlinger Stadtmuseum hat eine sehenswerte Dauerausstellung, in der die Stadtgeschichte facettenreich und lebendig aufgearbeitet ist. Jedes Jahr zu Weihnachten wartet der Museumsverein mit einer zusätzlichen Sonderausstellung auf. In diesem Jahr trägt sie den Titel „Fleißige Hände – Handarbeiten mit Liebe gefertigt“. Bis zu Mariä Lichtmess am 2. Februar ist sie dort zu den üblichen Öffnungszeiten des Stadtmuseums zu sehen, zusätzlich über die Feiertage an folgenden Tagen: 29. Dezember von 16 bis 19 Uhr, Neujahr, von 14 bis 17 Uhr, 5. Januar von 16 bis 19 Uhr. An Silvester und 6. Januar ist das Museum zu. Unabhängig von diesen Ausstellungen verfügt der Museumsverein über eine kleine Bibliothek mit allerlei Buchwerk, Archivalien und historischen Fotografien. Dort wurde jüngst Museumsmitglied Joachim Kuschel fündig. Eigentlich wollte er etwas zum Dritten Reich recherchieren, als er zwischen zwei Buchseiten ein vergilbtes Dokument fand. Wie es sich herausstellte, war es eine Erklärung von Manfred Rommel, dem ehemaligen Stuttgarter Oberbürgermeister. An sich noch nicht weiter ungewöhnlich, aber als Kuschel das schreibmaschinengeschriebene Manuskript weiter durchlas, war er doch überrascht. Datiert war die Original-Erklärung auf den 27. April 1945, ausgestellt in Riederich/Württemberg. Was Kuschel hier schwarz auf weiß in Händen hielt, war die Stellungnahme des Sohnes, Manfred Rommel, dessen Vater, Generalfeldmarschall Erwin Rommel, nur wenige Monate zuvor gestorben war. Wie er gestorben war, darüber hatten nämlich die Nazis eine Legende gestrickt, die den Wüstenfuchs an den Folgen seiner schweren Kopfverletzungen sterben ließ, die er sich bei einem Tieffliegerangriff der Alliierten in Livarot in Frankreich im Juli 1944 zugezogen hatte. Tatsächlich war Erwin Rommel mit einem „vierfachen Schädelbruch und vielen Splittern im Gesicht“ schwer verwundet, aber sein Tod hatte letztlich eine ganz andere Ursache – und dies gab Manfred Rommel in seiner damaligen Vernehmung zu Protokoll. Da die damaligen Umstände und Möglichkeiten der Veröffentlichung recht begrenzt waren, griff man nach dem Schneeballsystem, indem man die Erklärung mit der Schreibmaschine vielfach abtippen ließ, und sie so weiter verbreitet wurde. Eine dieser Abschriften befindet sich 66 Jahre später im Besitz des Stadtmuseums. Bei der Abfassung dieses Manuskripts war Manfred Rommel nicht ganz 17 Jahre jung und befand sich in französischer Kriegsgefangenschaft. Mit dem Dokument gibt er ein dezidiertes Bild über die tatsächlichen Umstände jenes Tages, als sein Vater am 14. Oktober 1944 in Herrlingen bei Ulm „nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern ist auf Befehl des Reichskanzlers Adolf Hitler auf die nachfolgend beschriebene Weise beseitigt worden“. Manfred Rommel war damals selbst in Herrlingen und hatte alles mitbekommen, wie der Generalfeldmarschall von zwei Generälen aus Berlin Besuch bekam. Rommel erklärt hierzu: „Er, Erwin Rommel [sic], sagte mir dann, dass er sich gerade von meiner Mutter verabschiedet habe und dass er von Adolf Hitler vor die Wahl gestellt werde, sich entweder zu vergiften oder vor das Volksgericht gestellt zu werden. Außerdem werde ihm von Adolf Hitler mitgeteilt, dass im Falle eines Selbstmordes der Familie nichts geschehen werde, im Gegenteil, es würde für die Familie gesorgt“. Wie Manfred Rommel weiter angibt, sei 15 Minuten später der Anruf aus dem Reservelazarett Wagnerschule in Ulm gekommen, „dass mein Vater dort, anscheinend einem Hirnschlag erlegen, von den zwei Generälen eingeliefert worden war“. Eine Nachfrage des Museumsvereins bei Manfred Rommel in Stuttgart ob der Echtheit der gefundenen Erklärung, hat diese bestätigt. Manfred Rommel verfasste hierzu, trotz seiner damals schon weit fortgeschrittenen Parkinsonkrankheit, einige Zeilen handschriftlich und verwies dabei auf sein Buch „Trotz allem heiter“, das 1998 erschienen war. Das Stadtmuseum hat auch diesen Briefwechsel archiviert.

Museumsmitglied Joachim Kuschel hält die geschichtsträchtige Abschrift und die handschriftliche Bestätigung von Manfred Rommel in den Händen. gki

 

 

 

 

29.11.2011 WZ

 

Sonderausstellung „Fleißige Hände – Handarbeiten mit Liebe gefertigt“ öffnet am 27. November im Wendlinger Stadtmuseum

Zum ersten Advent lädt das Wendlinger Stadtmuseum zur Eröffnung der Advents- und Weihnachtssonderausstellung ein. Am Sonntag, 27. November, 11 Uhr, heißen der Vorsitzende des Museumsvereins Peter Hoefer und Bürgermeister Steffen Weigel die Besucher willkommen.


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Die diesjährige Sonderausstellung zur Advents- und Weihnachtszeit befasst sich mit der Welt der Handarbeiten und klassischen handwerklichen Arbeiten, der sich die Landbevölkerung früher vorwiegend in den Wintermonaten gewidmet hat. So war der Tagesablauf der Bauern vom Rhythmus der Jahreszeiten bestimmt. Während der Erntezeit zum Beispiel war die ganze Familie bisweilen bis tief in die Nacht auf dem Feld beschäftigt. Nicht vordringliche Reparaturen an Ackergeräten oder an Werkzeug wurden dann in der ruhigeren Winterzeit erledigt. Auch war da Zeit, um für Kinder Holzspielzeug für Weihnachten zu basteln, zu schnitzen, zu sägen oder zu drechseln. Während die Männer eher mit groberen Arbeiten beschäftigt waren, widmeten sich die Frauen dem weiten Feld der Handarbeit, dem Stricken, Nähen, Häkeln, Klöppeln, Sticken oder Basteln.

Exponate aus dem Depot aus Dornröschenschlaf geweckt

Diesen und vielen weiteren Handarbeiten wird die Sonderausstellung, die traditionell bis Mariä Lichtmess dauert (2. Februar), mit einer Vielfalt an Exponaten gerecht. Während die Ausstellungsmacher des Museumvereins dafür einerseits auf den großen Fundus des Stadtmuseums zurückgreifen konnten, rundeten andererseits viele Leihgaben aus der Bevölkerung die Exponatesammlung ab. Wie etwa eine selbst angefertigte Holzarbeit, eine Propellermaschine des Gefreiten Robert Durst aus Unterboihingen, der dafür beim Flugzeugmodellbau-Wettbewerb in Belgien 1941 ausgezeichnet worden war. „Bei diesem Thema konnten wir wieder unser Depot aus dem Dornröschenschlaf wecken“, sagt Edeltraud Hoefer über die Vielfalt der Gegenstände, „wir haben aber auch wieder von vielen Bürgern passende Exponate erhalten.“ Sie und Elisabeth Durst, Margrit Kuschel und Regine Knapp haben diesmal das Thema der Sonderausstellung zum Leben erweckt.

Faszinierend wirken die vielen filigranen Arbeiten in den Ausstellungsvitrinen wie Fadengrafiken, Scherenschnitte, feine Häkel- und Klöppelarbeiten. Sogenannten Stick- und Häkeltüchern, die meist mit hübschen Dekors oder Sinnsprüchen kunstvoll verziert waren, ist ein Thema in der Ausstellung gewidmet. Sie verdeckten unter anderem benutzte Geschirr- und Handtücher in der Küche, die an einem Holzgestell zum Trocknen hingen.

Zu sehen sind selbst genähte Taufkleider und Babykleidung, kunstvoll bestickt und gehäkelt. Ob umhäkelte Taschentücher und Christbaumschmuck, bestickte Tischdecken und Deckelchen, üppige Perlenstickereien für Handtäschchen oder Richelieu-Lochstickereien – die Vielfalt der Exponate ist atemberaubend. „Die Arbeiten sind alle mit viel Liebe gefertigt“, so Edeltraud Hoefer, „aber auch Begabung und Übung gehören dazu“.

Webrahmen und Strickliesel gehören heute noch in den Unterricht – kann doch durch sie auf einfache Weise die Lust an der Handarbeit geweckt werden. Als Hilfsmittel für die kunstvollen Arbeiten bedient man sich zum Beispiel Schablonen aus Kupfer oder Schnittmustern.

Anleitungsbücher und -hefte wie „Puppenmütterchens Nähschule“, die „Puppenschneiderin“ (um 1900) oder Wochenzeitschriften wie die „Zeitschrift für Katholische Mütter und Hausfrauen“ gaben schon vor 100 Jahren praktische Tipps für ihre Leserinnen und deren Nachwuchs.

In der Ausstellung werden auch Arbeiten vorgestellt, die nicht unbedingt zur klassischen Freizeitbeschäftigung gehörten wie Buchbindearbeiten, Töpfergefäße oder Korbflechtarbeiten in den unterschiedlichsten Ausführungen, die von Tabletts aus Weide bis zu Bast-Untersetzern für Teegläser reichen.

Unterm Christbaum lag Bauernhof oder Puppenkleiderschrank

Unter den Holzarbeiten zeigt die Ausstellung einen selbstgemachten Puppenkleiderschrank von 1920, einen Bauernhof mit Fachwerk oder in Ableitung von den Holzschaukelpferden ein modernes Schaukelstühlchen mit Entenkopf und Froschlehne. Gerade hier bringen den Besucher immer wieder die Details zum Staunen: wie der Deckel einer Schatulle, der mit Intarsienarbeiten herzallerliebst verziert ist, oder eine Schweizer Deckelpfeife um 1890 aus Horn und Porzellan, deren Deckel eine Sicherheitsmaßnahme war, um Funkenflug zu vermeiden. Schachbretter, gedrechselte Kerzenständer oder Holz- und Zinnfiguren zeugen von einer hohen Handwerkskunst.

Aber auch solches lässt sich in der Ausstellung finden: Kurios und gleichzeitig faszinierend mutet eine stilisierte Walnuss aus Holz an, täuschend echt geschnitzt. Was aus der Ferne wie eine Walnussstruktur aussieht, zeigt in der Nähe betrachtet ein Relief aus Gesichtern.

Passend zur Adventszeit ist wieder die Kellenrieder Krippe ausgestellt, deren Figuren – Köpfe und Hände – aus Wachs bestehen. Ebenso findet sich eine Rupfenkrippe mit Figuren bekleidet mit Sackleinen, Händen aus Eicheln und Haaren aus Flachs.

Zur Eröffnung der Sonderausstellung am kommenden Sonntag, 27. November, gibt Peter Hoefer eine Einführung, Bürgermeister Weigel spricht ein Grußwort. Ebenso am Sonntag können die Besucher Vorführungen von Ursula und Georg Leichtlen mit Drechsel- und Spinnarbeiten verfolgen. Am zweiten Advent werden die Besucher dann zum Zinngießen eingeladen.

Öffnungszeiten des Stadtmuseums, Kirchstraße 4–6 : Donnerstag 16 bis 20 Uhr (Einlass bis 19 Uhr); Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr; über die Weihnachtsfeiertage hat das Museum auch am 25. und 26. Dezember jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet, ebenso am 1. Januar (Neujahr) von 14 bis 17 Uhr. An Heiligabend, Silvester und Heilige Drei Könige ist das Museum geschlossen.




 



 

 

 

12.09.2011 00:00

Der Schmied war einer der wichtigsten Handwerker

Zum Tag des offenen Denkmals zeigte der Museumsverein zum ersten Mal die Reinhardt-Schmiede von 1900 aus Köngen

Im September eines jeden Jahres wird im Backhäusle in Unterboihingen der Ofen angeworfen: Zum Mostfest duftet es in und rund um das Backhaus nach feinen Kuchen. So war es auch gestern bei herrlichem Sonnenschein. In der Pfarrscheune gleich daneben ließen sich die Besucher durch die neu ausgestellte Schmiedewerkstatt aus Köngen führen.


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. „Wie bei Oma“ hieß es gestern angesichts der göttlich schmeckenden Zwetschgen- und Apfelkuchen, Zwiebel- und Rahmkuchen. „Wie bei Oma“, war ein nicht zu überbietendes Kompliment an all die unermüdlichen Bäckerinnen im Backhäusle. An den Biertischen im idyllisch gelegenen Pfarrgarten des Stadtmuseums drängten sich die Besucher und prosteten sich mit Birramoscht zu. Für dieses traditionelle Fest im Herbst zeigt sich der Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen jedes Jahr verantwortlich.

Eine ganze Reihe von Mitgliedern sind schon Tage vorher auf den Beinen und bereiten das Fest vor, damit es bei den Gästen nachhaltig in bester Erinnerung bleibt. Ein bewährtes Team von Helferinnen setzt dazu den Teig für das im Holzofen gebackene Brot für die Schmalzbrote an und lassen Berge von Hefeteig für die vielen frischen Kuchen gehen, die sie einen nach dem anderen aus dem Backofen herausziehen.

Während die männlichen Mitglieder eher für das Equipment wie das Aufstellen der Bierbänke und -tische und schattenspendenden Zelte sorgen, gekühlte Getränke und Leckeres vom Grill servieren, waren andere damit beschäftigt, die Besucher durch die Pfarrscheuer zu führen, wo gestern zum ersten Mal die alte Schmiede aus Köngen besichtigt werden konnte.

Zur Eröffnung gab es dazu viel Wissenswertes von Peter Hoefer, Joachim Kuschel und Lena Knapp zu erfahren. Dabei konnte der Vereinsvorsitzende Peter Hoefer auch eine Reihe von Vertretern des Geschichts- und Kulturvereins aus Köngen begrüßen, darunter deren Vorsitzenden Karl Rein, und Bernd Weigel und Rosemarie von Pein, die beide maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass die Reinhardtsche Schmiede, wie sie genannt wird, in einem angemessenen Rahmen präsentiert wird. Der Köngener Verein hat die alte Schmiede mit seinen Maschinen als Dauerleihgabe dem Stadtmuseum in Wendlingen vermacht, mit der Bitte: „Aber nicht, dass sie wie in Köngen auch in Wendlingen auf dem Bauhof eingelagert wird“, und dort in Kisten überdauert. Diese Sorge konnte der Wendlinger Museumsverein den Köngenern nehmen. In vielen zeitaufwändigen Stunden arbeiteten Mitglieder des Museumvereins die Maschinen auf, reinigten, restaurierten und machten sie funktionstüchtig, sodass sie jetzt in der Pfarrscheuer des Stadtmuseums besichtigt werden können. Eigentlich wird die Schmiede erst im nächsten Jahr offiziell eröffnet, wenn das Vorhaben mit einer Schreinerwerkstatt und landwirtschaftlichem Gerät vervollständigt ist. Gestern hatten die Besucher trotzdem als erste „die Gelegenheit, am Tag des offenen Denkmals, schon einmal da hin zu kommen, wo man für gewöhnlich nie Zugang hat“, oder die Eröffnung erst später ist, betonte Peter Hoefer bei der Begrüßung. Er dankte der Stadtverwaltung, allen Spendern und Leihgebern, vor allem dem Geschichts- und Kulturverein und all den unermüdlichen Helfern des Museumvereins, hier insbesondere Joachim Kuschel.

Gemütlicher Hock mit leckeren Hefekuchen nach Omas Rezept und süffigem Birramoscht.




 

 

 

Esslinger Zeitung vom 07. Sept.2011

Der alten Schmiede neues Leben eingehauen

WENDLINGEN: Köngener Schmiede findet im restaurierten Fachwerkbau Platz

- Historisches Handwerk im Stadtmuseum.-

Mit Hammer und Amboss machen Peter Hoefer (links) und Joachim Kuschel vom Wendlinger Museumsverein eine gute Figur. Die ehemalige Schmiede aus Köngen ist das Herzstück Ihrer neuen Ausstellung in der Pfarrscheuer naben dem Stadtmuseum in der Kirchstraße.

 

 

 

Stadtmuseum wartet mit Schmiede auf

Beim Mostfest am kommenden Sonntag, 11. September, können Besucher die alte Schmiede aus Köngen erstmals besichtigen

Zum Tag des offenen Denkmals öffnet der Museumsverein am kommenden Sonntag, 11. September, auch die Türen der Pfarrscheuer. Besucher können erstmals die alte Schmiede aus Köngen besichtigen, die als Leihgabe im Stadtmuseum ausgestellt wird. Wer sich an süßen und salzigen Kuchen aus dem Backhaus laben möchte, ist außerdem zum Mostfest eingeladen.


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Während das alte Pfarrhaus im Stadtteil Unterboihingen nun schon seit einigen Jahren das neue Stadtmuseum beherbergt und sich mit dem Titel „Vorbildliches Heimatmuseum“ schmücken darf, hat man wegen des klammen Stadtsäckels den weiteren Ausbau des Stadtmuseums zurückgestellt, wobei das meiste Geld die Sanierung der Pfarr- und Drittelscheuer verschlingen dürfte. Doch die Zeit im Stadtmuseum ist deshalb nicht still gestanden. Der Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen, der das Museum betreibt, wartet jedes Jahr mit ein, zwei selbst konzipierten und umgesetzten Sonderausstellungen auf, auch sonst sind die Mitglieder mit den ihnen zugetragenen Exponaten beschäftigt oder stehen parat, wenn zur Sicherung der alten Gebäude Hand angelegt werden muss. So ist der Dachstuhl der Pfarrscheuer erneuert und neu eingedeckt worden.

Just in diesem Teil werden die Besucher alsbald die Gelegenheit haben, weitere Exponate zu Gesichte zu bekommen. Am kommenden Sonntag wird erstmals die alte Schmiede aus Köngen zu besichtigen sein. Neu ausgelegt mit Klinkersteinen werden die geliehenen Maschinen auf der Empore präsentiert, die über viele Jahre im Köngener Bauhof eingelagert waren. Unter der Federführung von Joachim Kuschel, seines Zeichens Mechanikermeister, haben er und weitere Museumsmitglieder die Maschinen in vielen Arbeitsstunden wieder zusammengesetzt und entrostet. Die Schmiede hatte sich seit etwa 1900 in der Oberdorfstraße in der Nachbargemeinde befunden, wo sie einer Neubebauung weichen musste, nachdem sie bis in die 1980er-Jahre noch in Betrieb gewesen war.

Als die Schmiede aus Köngen angetragen wurde, änderte der Museumsverein sein Konzept von der Scheuer und band die Schmiede in die neue Planung mit ein. So können unter anderem Bohrmaschine, Dunstesse, mobile Feldesse, Feuertopf, Wasserschleifstein, Amboss sowie Transmissionsgetriebe ausgestellt werden, das allerdings aus einer Schmiede in Oberboihingen stammt. Damit die Besucher auch sehen können, wie über solche Transmissionsgetriebe Maschinen in Gang gesetzt worden sind, will Joachim Kuschel die Riemen wieder funktionstüchtig ma-chen.

Schon früher war auf Unfallverhütung in Werkstätten wie Schmieden Wert gelegt worden. So ist von 1915 ein Verzeichnis vorhanden. Ein weiteres stammt von 1935, das sich ebenfalls im Besitz des Stadtmuseums befindet, und bereits doppelt so dick war als das von 1915.

Später soll die Schmiede ergänzt werden mit einer alten Schreinerei aus Zizishausen, ebenfalls mit allen dazugehörigen Maschinen und Gerätschaften. Bereits jetzt kann ein alter Leimofen aus den 1930er- Jahren mit all seinen Finessen begutachtet werden. „Wir hoffen, dass wir bis Frühjahr beziehungsweise Sommer im kommenden Jahr auch die Schreinerei zeigen können“, ist der Vorsitzende des Museumvereins, Peter Hoefer, guter Dinge.

Auf der unteren Ebene der Pfarrscheuer sollen außerdem allerlei landwirtschaftliches Gerät und zum Beispiel einer Bandsäge von Georg Lang aus Wendlingen gezeigt werden.

Unter der Empore in der Pfarrscheuer befindet sich der alte Gewölbekeller, der ebenfalls mit Mostkrügen, Getränkeflaschen und gefüllten Einmachgläsern, am Sonntag besichtigt werden kann. Joachim Kuschel wird mehrmals Führungen im Rahmen des Mostfests anbieten. Wer etwas über die Baugeschichte und das Handwerk erfahren möchte, der ist um 11 Uhr zur offiziellen Eröffnung des Mostfests und zur ersten Besichtigung der Schmiede eingeladen.

Beim Mostfest, das jedes Jahr am Tag des offenen Denkmals im Pfarrgarten des Stadtmuseums (Kirchstraße 4 bis 8) gefeiert wird, stehen kulinarische Leckerbissen aus dem Backhäusle auf der Speisekarte und herzhafte Zwiebel- und Rahmkuchen sowie frisches Holzofenbrot, Apfel- und Zwetschgenkuchen. Wer lieber eine Rote vom Grill mag oder Schmalzbrot, der muss ebenfalls nicht darben. Weiter werden Birramoscht, Bier und antialkoholische Getränke kredenzt.

Joachim Kuschel (links) und Peter Hoefer präsentieren die Bohrmaschine aus der Schmiede. gki

 

Eierkratzen

Neckarblick

Neckarblick 26.03.11

Wendlinger Zeitung vom 22.03.2011

Von rennenden Eierbechern und Floh-Eiern

Bis zum 15. Mai zeigt das Wendlinger Stadtmuseum die Sonderausstellung „Eierbecher und mehr“ – Auch am Ostermontag geöffnet


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Ostereier und Osterhasen waren im vergangenen Jahr im Stadtmuseum die Publikumslieblinge. In diesem Jahr stehen die Halter beziehungsweise die Tischkultur im Blickpunkt des Interesses: In der Sonderausstellung „Eierbecher und mehr“ sind Besucher bis zum 15. Mai eingeladen, sich an Materialvielfalt, Herkunft und Epoche, aber auch an weiterem österlichen Tischzubehör zu erfreuen.

Zur Eröffnung der Sonderausstellung spielte das Trio Oldie Harpers auf besonderen Instrumenten: der Mundharmonika. Mit Blues-, Bass- und Akkord-Harmonika faszinierten die Herren das zahlreich erschienene Publikum mit Liedern wie Der Clou oder Sentimental Journey. Der Vorsitzende des Museumsvereins Peter Hoefer bedankte sich zur Begrüßung bei Dietberga Peter sowie bei der Sammlerin Huth, die ebenfalls einige Exemplare zur Osterausstellung beigesteuert hatte. Weitere Unterstützung erfuhr diesmal die Ausstellung durch Franz Knapp, Roland Durst und Traudel Hoefer, alle vom Museumsverein, ihnen galt ebenfalls sein Dank.

Bei einem ersten Rundgang und der Einführung von Dietberga Peter erfuhren die Besucher einiges über die Geschichte der Eierbecher und ihre unterschiedliche Bemalung je nach Herkunft.

Gelüftet wurde auch das Geheimnis um das Floh-Ei. Mit Ostern hat es nämlich rein gar nichts zu tun. Das Flohei wurde im 18./19. Jahrhundert von allen Ständen benutzt, da die Hygiene damals meist noch nicht so ernst genommen wurde. Während man das Flohei unter der Kleidung am Körper trug, lockte die mit Duftstoffen getränkte Watte im Inneren der gedrechselten Holz-Flohfalle unliebsame bissige Flöhe an.

Im Hinblick auf das Osterfest, das in fünf Wochen begangen wird, wird die Sammlerin und Künstlerin Dietberga Peter bis zum 24. April jeden Sonntag im Stadtmuseum anwesend sein und von 14 bis 16 Uhr zeigen, wie man hübsche Osterdekorationen herstellen kann.

In der am Sonntag eröffneten Osterausstellung im Wendlinger Stadtmuseum können die Besucher auf alle möglichen und unmöglichen Formen von Eierbechern stoßen (oben). Auch seltenes Porzellan und kunstvoll bemalte Eierbecher zeigen die Vielfalt der Gegenstände – wie das Porzellan aus Limoges (links). gki

 

 

Blaettle 18.03.2011

Wendlinger Zeitung vom 16.03.2011

Zu Ostern treibt es das Stadtmuseum bunt

Sonderausstellung zu Ostern im Wendlinger Stadtmuseum:

„Eierbecher und mehr . . .“ – Aus der Sammlung von Dietberga Peter

„Eierbecher und mehr . . .“ heißt die Sonderausstellung im Wendlinger Stadtmuseum, die am kommenden Sonntag, 20. März, um 11 Uhr eröffnet wird.


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. Der Museumsverein Wendlingen präsentiert die Sonderausstellung bis zum 15. Mai im Dachgeschoss des Stadtmuseums. Mit einem Augenzwinkern hat Dietberga Peter die Exponate für die diesjährige Oster-Ausstellung zusammengestellt: während die Ausstellung im vergangenen Jahr das Osterei in den Mittelpunkt gestellt hat, ist diesmal das Augenmerk auf die Tischkultur, mit Eierbechern, Eiersets, Eieruhren, gerichtet: da entdeckt der Besucher Eierbecher in Form von lustigen Köpfen und rennenden Beinen, da ist Napoleons Konterfei auf einem feinen Porzellan-Eierbecher verewigt oder wird ein stilisiertes brütendes Huhn aus Keramik, mit heißem Wasser gefüllt, als Eierwärmer verwendet.

Rund 1000 Exponate bekommen die Besucher in der Ausstellung zu sehen. Seit 60 Jahren sammelt Dietberga Peter bemalte Eier, die Eierbecher und anderen Gebrauchs- und Deko-Gegenstände sind mit der Zeit hinzugekommen.

Die Vielfalt an Eierbechern ist enorm, sowohl im Material als auch in der Ausführung: Eierbecher aus Plastik, Glas, Holz, Korb, Ton, Lack, Zinn, Horn, Messing, Marmor, verziert mit Stroh, Email, Scherenschnitten. Einige Stücke sind aus Opalglas, hergestellt vor dem Ersten Weltkrieg im Elsass. Ein besonderer Eierbecher in der Sammlung stammt aus Frankreich und hatte auf der Expo in Paris 1900 den ersten Preis gewonnen. Streuhasen von Goebel aus der Zeit von 1925 bis 1930 oder Porzellandekorationen mit Hasen- und Eiermotiven von Manufakturen aus Limoges oder von Rosenthal hat die Sammlerin auf Märkten und Messen erstanden. Zu ihren Lieblingsstücken gehört Feinkeramik von Rösler mit zarten Rosenmotiven auf Salzstreuer und Eierbechern.

Viele Epochen haben ihren Beitrag geleistet, da gibt es Eierbecher aus der Jugenstil-Zeit oder dem Art déco, da gibt es Andenken-Eierbecher vom Bodensee und sogar aus Dettingen/Teck.

Viele der in der Ausstellung gezeigten Eier sind von Dietberga Peter selbst von Hand meisterhaft bemalt worden. Andere von Künstlern aus China, Russland, England, Frankreich, Siebenbürgen, dem Böhmerwald oder aus dem Buchenland, der Bukowina, eine historische Landschaft in der heutigen Ukraine, in Rumänien und Moldawien. Hier hat das Bergvolk der Huzulen noch bis heute eine Tradition bewahrt: kunstvoll verzierte Hühner- und Gänseeier mit ihren geometrischen Mustern, keines gleicht dem anderen, werden in vielen Schritten mit der Batiktechnik hergestellt. Davon sind in einer Vitrine eine ganze Reihe „beschriebener“ 30 bis 40 Jahre alte Eier zu sehen im Verbund mit Metall-Eierbecher-Sets, die nur vollständig sind, wenn der Salzstreuer, meist aus Glas, nicht fehlt. Die Ausstellung befasst sich deshalb auch mit der Tischkultur an Ostern.

Dietberga Peter kennt das Eierfärben und -bemalen zu Ostern noch aus ihrer eigenen Kindheit. Dafür hatte man sich früher viel Zeit genommen. Heute ist das aufwendige Eierkratzen, wohl auch wegen der vermeintlich fehlenden Zeit, aus der Mode gekommen. Doch nach wie vor gibt es Künstler und Künstlerinnen, die diese Traditionen pflegen. Auf den jetzt überall zu sehenden Osterausstellungen und -märkten kann man sich ein Bild davon machen – und vielleicht bekommt der eine oder andere Lust, sich einmal selbst diesem Brauch zu widmen.

Apropos Eierbechersets: manche kommen als einzelne Eierbecher bis hin zu 24 Eierbechern mit Salz- und Pfefferstreuer und sogar Senftöpfchen daher – für jede Größe einer Gesellschaft und für jeden Geschmack eben.

Was es im Übrigen mit dem wundersamen Floh-Ei aus Holz (wohl auch das älteste Stück der Sammlung) auf sich hat, dieses Geheimnis wird Dietberga Peter am Sonntag zur Eröffnung um 11 Uhr lüften.

Die Sonderausstellung im Stadtmuseum, Kirchstraße 4 bis 8, ist donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet; außerdem am Ostermontag von 14 bis 17 Uhr.

Ein Lieblingsstück der Sammlerin: ein stilisierter Eierbecher mit einem Kücken in der Kleidung eines Dienstmannes, das ein Gefäß befördert. Fotos: gki

Dietberga Peter

Die Künstlerin und Sammlerin Dietberga Peter (Bild) aus Wendlingen sammelt nicht nur alles, was mit Eierbechern und dem Ei zu tun hat, sondern sie bemalt sie auch.

's Blaettle 18.02.11

 

Wendlinger Zeitung vom 01.02.2011

Im Stadtmuseum startet das Landesschaumobil

Landesschau Baden-Württemberg dreht diese Woche in Wendlingen und berichtet über Menschen, Geschichte, Kultur und Wirtschaft


VON GABY KIEDAISCH

WENDLINGEN. „Und war das etwas Besonderes, damals einen Bahnhof zu haben?“, fragt Reporterin Aita Koha nach. Und ob das etwas war, 1859 hatten hauptsächlich Großstädte einen Bahnhof. Mit dem Ausbau der Schiene auf der Neckartal-Bahn von Plochingen nach Reutlingen gab es in den ersten Jahren lediglich noch den Unterboihinger Bahnhof. – Lena Knapp weiß darüber genau Bescheid, denn sie ist eine der Führerinnen im Wendlinger Stadtmuseum. Und da beginnt auch die „Landesschau-Mobil“-Reihe aus Wendlingen – eigentlich ja aus Unterboihingen, wie der Fernsehzuschauer im Laufe der Sendung noch einige Male feststellen wird.

Seit gestern ist das Landesschau-Mobil des SWR-Fernsehens zu Gast in Wendlingen. Eine ganze Woche lang wird es täglich mit der Landesschau-Reporterin Aita Koha und dem vierköpfigen Fernsehteam immer woanders drehen. Gestern im Stadtmuseum, heute bei der Firma Schiedmayer in der Schäferhauser Straße, morgen im Olympiastützpunkt Tischtennis im Schulzentrum Am Berg, am Donnerstag beim Energieversorger EnBW und am Freitag bei der Firma Festool. Last but not least werden am Montag drauf die historischen Fahrräder von Ewald Dubb in den Fokus genommen.

Stets auf der Suche nach der besonderen Geschichte erfahren die Fernsehzuschauer, welche Traditionen in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde bewahrt werden, welchen großen Sohn oder Tochter sie hervorgebracht hat, welche Industrie typisch ist, was es an Kulinarischem Besonderes gibt. Beim Besuch des Landesschau-Mobils hat der Museumsverein den Ofen im Backhäusle neben dem Stadtmuseum angeheizt. Der Duft von frisch gebackenem Holzofenbrot, Zwiebelkuchen, Dätschern und süßen Kuchen breitet sich bis in den Dachstuhl des Museums aus, wo das Team gerade dreht. Dort ist auch ein Teil der Industriegeschichte der ortsansässigen Wirtschaftsunternehmen untergebracht wie von den Firmen Otto oder Behr. Da darf die Erfindung der Dreischicht-Spanplatte von Behr, aus dem Jahre 1950, freilich nicht fehlen. Lena Knapp, 25 Jahre und von Beruf Logopädin, gibt als Museumsführerin souverän Auskunft. Über ihren Vater, der ebenfalls im Museumsverein aktiv ist, hat sie den Aufbau des Museums hautnah miterlebt und Interesse an der Stadtgeschichte gefunden.

Trotzdem müssen die Einstellungen ein paar Mal wiederholt werden – bis der Kameramann und die Tontechnikerin mit dem Ergebnis zufrieden sind. Mal stimmt das Licht nicht, dann schlägt von neben an die Kirchturmuhr von St. Kolumban, sodass die Fragen von Aita Koha im Geläut untergehen. – Macht nichts. Das Team ist gut drauf, trotz hoch konzentrierter Arbeit darf auch der eine oder andere Spaß nicht fehlen.

„Wenn die Einheimischen auch noch etwas Neues über ihre Stadt erfahren“, schmunzelt Aita Koha, das sei für sie das Salz in der Suppe bei dieser Entdeckungstour durchs Ländle. Auf die bereitet sich die Reporterin stets gut vor. Bevor überhaupt der erste Dreh stattfindet wird recherchiert, viel gelesen und werden Gespräche über die jeweilige Kommune geführt. – Von Wernau sei sie früher nach Wendlingen ein paar Mal mit dem Fahrrad gefahren, erzählt die sympathische Reporterin. Von daher sei ihr die Stadt mit den beiden Stadtteilen, der eine überwiegend katholisch und der andere evangelisch, schon vorher ein Begriff gewesen.

Landesschau-Mobil strahlt die Filme aus Wendlingen vom 21. bis 25. Februar täglich gegen 19.40 Uhr aus und am Samstag, 26. Februar, um 18.45 Uhr mit einer Zusammenfassung von der ganzen Woche.

Lena Knapp (rechts), Führerin im Stadtmuseum, gab SWR-Reporterin Aita Koha (Zweite von rechts) versiert Auskunft über die Stadtgeschichte. gki

 

Bl_280111

SA Weihn_2011

WZ 22.01.2011

s blaettle 21.01.2011