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Wendlinger Zeitung vom  21.05.2016


Baumwollplantage zwischen Sümpfen und Steppe
21.05.2016,

         Streiflichter zur Sonderausstellung „Otto-Pflanzung Kilossa –  Deutsch-Ostafrika 1907 bis 1916“ 
		im Stadtmuseum Wendlingen – Von Jürgen Bauer  und Konrad Steinert
   
         Wer heute nach Kilossa reisen will, besteigt am Flughafen Stuttgart eine  Linienmaschine. 

	Er erreicht nach zwei Zwischenstopps und zurückgelegten 7250  Kilometern in 16 Stunden Daressalam in Tansania. 
	ie Weiterreise in das 290  Kilometer im Landesinneren gelegene Kilossa erfolgt wie schon vor 100 Jahren  
	mit der Eisenbahn und dauert etwa acht Stunden. Alles in allem kann Kilossa  also in einem Tag erreicht werden.
         Von Unterboihingen nach Kilossa – damals eine Weltreise
   
Der Wirtschaftshof der Pflanzung Kilossa im Jahr 1913  (aus dem Fotoalbum von Fritz Otto)

Dies sah vor 100 Jahren noch ganz anders aus – in der Zeit, als die  Fabrikanten Heinrich Otto aus Reichenbach 
sowie Fritz Otto und Fritz Engels aus  Unterboihingen in Kilossa in der Kolonie Deutsch-Ostafrika eine  Baumwollplantage 
betrieben und mehrmals dorthin reisten. Laut den  Aufzeichnungen Fritz Ottos in seinem Tagebuch kann seine Reise nach 
Kilossa im  Sommer 1913 wie folgt nachvollzogen werden: Um 0.58 Uhr (26. Juni) wird in  Unterboihingen der Nachtzug 
Stuttgart–Zürich bestiegen. Von Zürich geht es über  Genf nach Lyon. Dort wartet bereits der Paris-Lyon-Méditerranée-Express
mit  Ziel Marseille. Die Zugreise in der 1. Klasse mit Schlaf- und Speisewagen ist  komfortabel. Im Hafen von Marseille 
ankert der Reichspostdampfer „Admiral“ der  Deutschen Ost-Afrika Linie (D.O.A.L.), welche alle zwei Wochen Fahrten rund um 
Afrika im Linienverkehr anbietet.

   

Ranga Reinhart Kaundinya Foto: privat


Der „Admiral“ ist ein 126 Meter langer, 15,2 Meter breiter und mit 6341 Bruttoregistertonnen (BRT) vermessener moderner Doppelschraubendampfer mit zwei Maschinen, die je 2000 PS Leistung erbringen. In der 1. Klasse gibt es Kabinen für 72, in der 2. Klasse für 112 und in der 3. Klasse für 80 Passagiere. Zusätzlich können im Zwischendeck (!) 106 weitere Passagiere befördert werden. Es gibt vertrautes deutsches Essen an Bord. Eine kleine Musikkapelle spielt zu besonderen Gelegenheiten auf und jeden Sonntag werden die Passagiere mit Chorälen geweckt.
Am Morgen des 28. Juni sticht der „Admiral“ in See. Über Neapel – zum Bunkern von Kohle – geht es durch die Straße von Messina an Kreta vorbei bis nach Port Said in Ägypten, wo am 4. Juli wiederum Kohle aufgenommen werden muss. Beim Laden von Kohle gehen die Passagiere meist von Bord, da das komplette Schiff danach von Kohlenstaub gereinigt werden muss. Bei Nacht ist es wegen der hohen Temperaturen an Bord trotz Ventilatoren kaum auszuhalten, weshalb viele Passagiere an Deck schlafen. Nach der Fahrt durch den Suezkanal und über das Rote Meer legt der „Admiral“ am 9. Juli im damals britischen Aden an. Danach geht es um das Horn von Afrika herum entlang der ostafrikanischen Küste nach Süden zu den Häfen Kilindili (Mombasa) und Tanga, wo jeweils Eisenbahnlinien ins Landesinnere starten. Nach einem kurzen Posthalt auf der Insel Sansibar erreicht der Postdampfer schließlich am 20. Juli die Hafenstadt Daressalam, den Verwaltungssitz der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Dort steigt die Reisegesellschaft auf einen Zug der Ostafrikanischen Zentralbahn (heute: Tanganjika-Bahn) um. Er bietet ein Abteil „I. Classe“, ein „Inderabteil“ und mehrere Waggons für Einheimische. Die Reisegesellschaft kommt am 21. Juli kurz vor Mitternacht im Bahnhof von Kilossa an. Die wenigen Kilometer zur Pflanzung werden dann auf Maultieren, begleitet von Fackel- und Gepäckträgern, zurückgelegt. Die Gesamtreisedauer beträgt somit knapp vier Wochen.
Eine Baumwollpflanzung mit über zehn Quadratkilometern Fläche im Urwald und fast 100 Kilometer von der nächsten Bahnstation entfernt in Angriff zu nehmen, erfordert nicht nur das nötige Kleingeld, sondern auch geeignetes Personal. Und so waren die drei Gesellschafter bereit, zusammen 1,2 Millionen Mark privat beizusteuern; als landwirtschaftlichen Leiter konnten sie Ranga Reinhart Kaundinya gewinnen. Rangas Vater Anandrao, 1825 in Mangalore in West-Indien geboren, ließ sich 1844 auf den Namen Herrmann taufen und in Basel zum Missionar ausbilden. Aus der Ehe mit Marie Reinhardt aus Waldenbuch gehen zwölf Kinder hervor; das zweite davon ist Ranga, der am 18. September 1863 in Mangalore geboren wird, wo der Vater als Reisemissionar wirkt und eine Kaffeeplantage betreibt. Schon als Jugendlicher verbringt er längere Zeit in Esslingen im Haus von Pfarrer Herrmann Mögling, der damals seinen Vater „bekehrt“ hatte. Außerdem absolviert er eine Lehre in der Baumschule von Emanuel Otto, einem Enkel des Firmengründers, in Nürtingen, und besucht 1879/80 das Gymnasium in Basel.
Pflanzungsleiter Ranga Kaundinya – eine interessante Persönlichkeit
Zurück in Indien ist er ab 1884 als Tropenpflanzer tätig. Bei seiner Heirat am 15. November 1894 in Stuttgart mit Thekla Faisst gibt er als Beruf „Plantagenbesitzer“ an und als Wohnort der Mutter Schorndorf. Denn nach dem Tod des Vaters 1893 kehrt diese mit einigen der Kinder nach Deutschland zurück. Das Paar zieht nach Indien und Ranga betreibt eine Baumwollplantage in Anandapur (Südindien).
1907 folgt er dem Ruf der Firma Otto nach Kilossa, um dort den Neuaufbau (fünf weiße und 140 schwarze Mitarbeiter) zu leiten. Bis dahin werden fünf Kinder geboren. Nur die zwei jüngsten folgen ihm später mit der Mutter für kurze Zeit auf die Pflanzung; die schulpflichtigen Kinder leben meist bei der Oma in Deutschland. Dies und der jährliche Rapport bei der Firma Otto führen dann eher zufällig dazu, dass sich 1914 kurz vor Kriegsbeginn die gesamte Familie in Deutschland aufhält.
Von seiner Herkunft her muss Ranga Kaundinya sich „neutralisieren“ lassen. Noch 1915 verfasst er unter einem Pseudonym in sehr deutsch-freundlicher Haltung eine Schrift, die detailliert Indiens Stellung zum Weltkrieg untersucht. Im letzten Kriegsjahr 1918 veröffentlicht er dann seine Erfahrungen als Pflanzer in Deutsch-Ostafrika. Dieses wiederum in sehr gutem Deutsch geschriebene und reich bebilderte Büchlein beschreibt seine Arbeit beim Aufbau der Pflanzung, die aufgetretenen Schwierigkeiten, aber auch die Zukunftsaussichten in der festen Überzeugung, dass die Kolonien dem Deutschen Reich erhalten bleiben werden. Seine Einschätzung der eingeborenen Bevölkerung, speziell der eingesetzten Arbeiter und deren Disziplinierung ist heute großenteils nicht mehr verständlich. Andererseits musste aber auch er häufiger die Geringschätzung durch kolonialdeutsche Personen erfahren.
Der im Vorwort versprochene zweite Teil des Buches ist aber nicht erschienen, denn Ranga Kaundinya stirbt schon an Heiligabend 1919 in Berlin. Seine Frau lebt damals in Stuttgart und stirbt 1952. Von den vier erwachsenen Kindern fällt ein Sohn als Soldat in Russland. Heute leben noch mehrere Enkel, darunter Frank Fischer in Braunschweig, der Informationen und Bilder für die Ausstellung im Wendlinger Stadtmuseum beigetragen hat. Mehrere von Rangas Geschwistern waren in Indien und Ghana bei der Basler Mission tätig oder mit einem dieser Missionare verheiratet. Sein Neffe Otto war von 1934 bis 1939 als Trainer der deutschen Feldhandballmannschaft sehr erfolgreich (36 Länderspiele ohne Punktverlust).
Der Einsatz von Technik: Segen und Fluch zugleich
Die Inhaber der Pflanzung sind von Anfang an bestrebt, moderne Technik einzusetzen, um die Bewirtschaftung des mehrere Quadratkilometer umfassenden Geländes in großem Maßstab bewerkstelligen zu können. So werden im Herbst 1908 von der damaligen Endstation der Ostafrikanischen Zentralbahn in Morogoro zwei fahrbare Dampfmaschinen, sogenannte „Lokomobile“, mit je 16 PS und die zugehörigen Pflugscharen mit eigener Kraft und der Hilfskraft vieler Arbeiter über eine Strecke von 100 Kilometern in sechs Wochen durch Steppe und Sümpfe gefahren (Die Bahnstrecke bis Kilossa war erst im Frühjahr 1909 fertiggestellt). Durch den Einsatz beider Lokomobile mit dazwischen laufenden Pflugscharen können Felder in der Größe von 400 auf 400 Metern am Stück bearbeitet werden. Im Jahr 1913 wird zum Antrieb der technischen Gerätschaften und Maschinen in der „Fabrik“ der Pflanzung eine 80-PS-Lanz-Lokomobile angeschafft. Sollte diese ausfallen, springt als Energielieferant ein 26-PS-Benzinmotor ein.
In den ersten sechs Jahren der Pflanzung werden insgesamt knapp 100 000 Mark allein in den Kauf und die Unterhaltung von Maschinen zur Ernte und Weiterverarbeitung der Baumwolle eingesetzt – allerdings ohne jemals Gewinne zu erwirtschaften. Was sind die Ursachen?
Der Einsatz der schweren Dampfpflüge mit ihren tief gehenden Scharen „vergräbt“ die lediglich 20 Zentimeter dicke Humusschicht und führt auf Dauer zu einer kontinuierlichen Verschlechterung des Bodens. Im Zusammenspiel mit unregelmäßigen Regenmengen und der Verwendung schädlingsanfälliger Baumwollsorten führt dies meist zu unbefriedigenden Ernten – sowohl in der Menge als auch in der Qualität. Ein vertrauliches Gutachten, erstellt 1909 durch Dr. Vageler vom Reichskolonialamt, schätzt den Pflugeinsatz als zu frühzeitig und mangelhaft ein. Der weitere Einsatz führt zwangsläufig zu hohen Folgekosten für Wege, Gebäude und europäisches Personal, das wegen der modernen Technik unverzichtbar war. Die Lohnkosten für das deutsche Maschinen- und Aufsichtspersonal sind nämlich immens hoch. Deren durchschnittliches Jahresgehalt liegt mit 5500 Mark um das 34-fache über dem des einheimischen Personals (160 Mark pro Jahr). Die Möglichkeit, mittels einheimischer Aufseher zumindest einen Teil der Lohnkosten zu senken, wird jedoch nie in Betracht gezogen. Aus heutiger Sicht gesehen hat der Einsatz modernster Technik auf der Pflanzung – neben anderen Ursachen – maßgeblich dazu beigetragen, dass das „Unternehmen Kilossa“ wirtschaftlich gesehen als Misserfolg angesehen werden muss.

Die Pflanzung in ihrer Blütezeit um 1913
Ankunft des Dampfpfluges, Eröffnung der Bahnstation Kilossa, Vergrößerung des Maschinenparks, weitere Neurodungen und Ausweitung der Produktpalette – das sind Stichworte der Entwicklung der Pflanzung bis zum Jahr 1913. Fritz Otto, der damals drei Wochen lang die Pflanzung inspiziert und seine Überlegungen zur aktuellen Lage und Zukunftsperspektiven auf 43 Seiten akribisch niederschreibt, berechnet, dass in diesem Jahr wohl erstmals keine Verluste gemacht werden. Seine zwei Berichte (Reise und Inspektion) und das erhaltene Hauptbuch II (1912 bis etwa Mitte 1914) schildern die Situation:
Neben den gekauften Flächen werden noch 2462 Hektar gepachtete Areale bewirtschaftet. Die Kosten für den Grunderwerb belaufen sich insgesamt auf 640 000 Mark. 1913 sind bepflanzt: 1130 Hektar mit Baumwolle (Zum Vergleich: die Gemarkung von Wendlingen hat 1215 Hektar), erwartet werden daraus 1000 Ballen à 5 Zentner; außerdem 9000 Palmen auf 100 Hektar, es soll auf 10 000 aufgestockt werden. Die 176 Hektar Sisalanbaufläche soll auf 400 Hektar vergrößert werden und die Kautschukfläche wegen der schlechten Ertragslage bei 200 Hektar bleiben. Die Erträge daraus liegen 1913 bei 300 Tonnen Baumwolle, 23 Tonnen Kokosprodukte, 16 Tonnen Sisal und 26 Tonnen Kautschuk. In diesem Jahr werden 30 000 Rupien (Rp) – drei Rupien entsprechen vier Mark – verbaut, unter anderem für ein Maschinenhaus und einen weiteren Baumwollschuppen. Auch der Gesamtleiter Georg Schurz fängt für sich den Bau eines Wohnhauses an. Investiert wird ebenfalls in eine vier Kilometer lange Wasserleitung und 16 Kilometer Feldbahn. Neu angeschafft werden auch Maschinen für Zwischenkulturen wie Maisrebler, Windfege oder eine Handdreschmaschine.
Das Lebendinventar an Reit- und Zugtieren wird auf 5000 Rupien geschätzt (1 Ochse zu 30 Rp). Eine grobe Aufstellung der Ausgaben 1913 für das Personal macht die Größenordnungen und Anteile deutlich (gerundet auf 1000 Rupien); Europäergehälter: 43 000 Rp, farbiges Personal (Kaundinya): 5000 Rp, Arbeiterlöhne: 84 000 Rp, Reiseentschädigungen: 7000 Rp. Dabei sind für Georg Schurz und Kaundinya neben dem Festgehalt auch Tantiemen für jeden Ballen Baumwolle beziehungsweise für jede Kautschukportion vereinbart.
Insgesamt überwiegen in Fritz Ottos Bestandsaufnahme 1913 die positiven Aspekte; die von ihm angedachte Verbesserung der Wohnsituation für Angestellte und Arbeiter sowie eine noch stärkere Hinwendung zur Sisalproduktion werden dann aber mit dem Ausbruch des Krieges und folgender Zwangsbewirtschaftung, spätestens aber mit der Einnahme Kilossas durch den südafrikanischen General van Deventer am 22. August 1916 zunichtegemacht.
Im Jahr 1925, als nach dem völligen Verlust der Pflanzung rückständige Gehälter an die ehemaligen europäischen Angestellten ausgezahlt werden, summiert sich der Gesamtverlust auf über 1,7 Millionen Mark.
Die Sonderausstellung ist im Stadtmuseum Wendlingen (Kirchstraße 4) noch bis zum 30. Juni zu sehen. Geöffnet ist donnerstags von 16 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr.

 

Das Unternehmen „Kilossa“


20.04.2016, Von Gaby Kiedaisch —
Ausstellungseröffnung von „Otto-Pflanzung Kilossa 1907 bis 1916“ am 24. April im Wendlinger Stadtmuseum
Im Rahmen des Jubiläumsjahrs 200 Jahre Heinrich Otto und Söhne findet im Stadtmuseum ab Sonntag, 24. April, eine Sonderausstellung mit dem Titel „Otto-Pflanzung Kilossa – 1907 bis 1916 Deutsch-Ostafrika“ statt. Die Ausstellung vermittelt von der Gründung über die Anfangsschwierigkeiten bis hin zu den Ursachen des Scheiterns ein gutes Bild der Kolonialzeit.
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Konrad Steinert (links) und Jürgen Bauer haben die Sonderausstellung im Stadtmuseum konzipiert, Exponate gesammelt und gestaltet. Fotos: gki


WENDLINGEN. Zur Dauerausstellung des Stadtmuseums gehört die Geschichte der Industrialisierung Wendlingens und Unterboihingens. Untrüglich damit verbunden ist das Familienunternehmen Heinrich Otto und Söhne. Eine Vitrine mit Exponaten im Obergeschoss erinnert an die Zeit, als die Industriellen Heinrich Otto, Fritz Otto und Fritz Engels in Kilossa (im heutigen Tansania) aus Privatmitteln eine Baumwollanpflanzung gründeten und betrieben.
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Mit der jetzigen Ausstellung, die bis zum 30. Juni im Stadtmuseum zu sehen und am Sonntag um 11 Uhr eröffnet wird, bekommen die Besucher einen guten Eindruck vermittelt, wie die Baumwollplantage mitten im Urwald entstanden ist. Denn zunächst musste die 20 Quadratkilometer große Fläche, zehnmal so groß wie die heutige Gemarkung von Wendlingen, gerodet und kultiviert werden. In der Blüte der Plantage waren bis zu 2000 Arbeiter auf den Baumwollfeldern tätig.

Konrad Steinert und Jürgen Bauer, vom Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen, haben sich für die Ausstellung tief in die Industriegeschichte der Ottos eingearbeitet. „Uns interessierte das Thema wegen seiner Ortsgeschichte, als auch wegen seiner Exotik“, sagen die Museumsmitglieder.
Mittels eines Zeitstrahls von 1883 bis 1925 wird der Besucher auf verschiedenen Ebenen durch die Geschichte geführt: Besucher erfahren, was damals zeitgleich in Kilossa, in Wendlingen und Unterboihingen, in Deutschland und in der Welt passierte.
Neben umfangreichem Kartenmaterial aus den Deutschen Kolonien, Münzgeld, Banknoten, Briefmarken, deutsch-afrikanische Zeitungen, Monatsabrechnungen sind zahlreiche afrikanische Kunstgegenstände, Musikinstrumente, aber auch Trophäen einer Antilope und eines Kaffernbüffels sowie Originalspeere, Pfeil und Bogen und Steinäxte zu sehen.
Von der Baumwolle, die zu der damaligen Zeit zu 85 Prozent aus den USA stammte, wollten sich die Industriellen unabhängig machen. Mit der Plantage in Kilossa deckte die Firma Otto jedoch nicht einmal zehn Prozent ihres jährlichen Baumwollbedarfs im Unternehmen ab.
Weshalb das Unternehmen „Kilossa“ ein verhältnismäßig kurzes Intermezzo in der Firmengeschichte einnimmt, von 1907 bis 1914 (1916) – auch darauf gibt die Sonderausstellung Antwort.
Zur Eröffnung am Sonntag wird Hartmut Otto in die Ausstellung einführen, Trommler aus Gambia untermalen die Eröffnung und die Besucher können Kaffee aus Tansania kosten.
Eine Diashow mit Originalaufnahmen aus der Zeit ergänzt die Ausstellung. Führungen sind nach Absprache und Anmeldung möglich.
Ebenfalls ab Sonntag ist die Ausstellung zum 200-jährigen Bestehen der Firma Otto „Mit dem Faden durch die Zeit“in der Galerie der Stadt Wendlingen, Weberstraße zu sehen.

 

Wendlinger Zeitung vom 25.02.2016

„Mit dem Stadtmuseum geht’s weiter“

- Von Gaby Kiedaisch —

Museumsverein ist froh über die Entscheidung des Gemeinderats – Vorstandsgremium wurde einstimmig bestätigt

676 Besucher haben sich die letzte Sonderausstellung über Scherenschnitte im Stadtmuseum angeschaut. Vor Kurzem konnte der 25 000. Museumsbesucher seit Bestehen begrüßt werden. Allein im letzten Jahr hat der Museumsverein 21 Neueintritte unter den Mitgliedern verzeichnet. – Keine schlechte Bilanz für ein von Ehrenamtlichen geführtes Stadtmuseum.

Die Drittelscheuer (links die Pfarrscheuer) soll nach ihrer Sanierung als neues Eingangsportal für das Stadtmuseum genutzt werden. Foto: gki

WENDLINGEN. Insgesamt hat der Museumsverein Wendlingen-Unterboihingen, der das Stadtmuseum betreibt, jetzt 112 Vereinsmitglieder. Die 21 Neuzugänge im Jahr 2015 sind seit Bestehen des Vereins Rekord, weist die Mitgliederstatistik auf. Schriftführer Franz Knapp, der zum Ende der Mitgliederversammlung am Dienstagabend auch noch zu einer Bilderschau einlud, die das abgelaufene Vereinsjahr dokumentierte, war angesichts der aufgeführten Zahlen guter Dinge.

Mit dem Gedenken an das im Vereinsjahr 2015 verstorbene Mitglied Heinz Benz hatte die Versammlung im Gasthaus Löwen begonnen. Kassier Martin Zink legte einen ausführlichen Kassenbericht vor, der von der Kassenprüferin Brigitte Grübel bestätigt wurde. Jürgen Bauers Antrag zur Entlastung des Kassiers kamen die Mitglieder einstimmig nach wie auch wenig später beim Vorsitzenden Peter Hoefer.

Ein Paukenschlag löste in 2015 Irritationen unter Mitgliedern aus

Dieser hatte vorher die Höhepunkte des vergangenen Jahres in Erinnerung gerufen, wobei er auf einen „Paukenschlag“ zu sprechen kam, der unter den Museumsmitgliedern für viel Irritationen gesorgt hatte: Diesen Paukenschlag betraf alle Fraktionen im Gemeinderat, die die im Haushaltsplan 2015 eingebrachte Planungsrate in Höhe von 60 000 Euro für die Weiterplanungen im Stadtmuseum für überflüssig hielten. Damit habe man dem Museumsverein die Perspektive genommen, ließ Hoefer die damalige Stimmung Revue passieren. Eine weitere Entwicklung des Museums schien damit verbaut.

Zum Hintergrund: Nachdem seit Eröffnung des Stadtmuseums im Jahr 2004 die vorgesehenen Bauabschnitte für die Drittel- und Pfarrscheuer aus Kostengründen bis auf Weiteres zurückgestellt wurden, hatte die Hoffnung auf Weitersanierung all die Jahre zum Ansporn der Mitglieder beigetragen, dem Museum die Stange zu halten und sich als Arbeitskraft und mit viel Zeit einzubringen.

Nach Gesprächen mit Bürgermeister, Stadtverwaltung und Gemeinderäten konnte das Bild wieder zurechtgerückt werden, indem der Architekt den Auftrag erhielt, eine Kostenschätzung für die Sicherung der Drittelscheune zu erstellen. Gleichzeitig soll der bisherige Eingang in die Drittelscheuer verlegt werden und als weitere Ausstellungsfläche genutzt werden können.

Sonderausstellung zu Kilossa: 200 Jahre Firma Otto

Vor gut einer Woche hat der Gemeinderat (wie berichtet) die vorgelegten Maßnahmen genehmigt. Was Peter Hoefer dazu bewog, sich beim Gemeinderat und dem in der Sitzung der Mitgliederversammlung anwesenden Bürgermeister zu bedanken. Steffen Weigel habe diese Maßnahmen immer wieder beharrlich und zielstrebig gefordert. „Damit haben wir jetzt die Gewissheit, dass es mit dem Stadtmuseum weitergeht“, sagte Hoefer, auch wenn noch einige Fragen für den Museumsverein unbeantwortet seien und eine genaue Ausarbeitung anstünde. Peter Hoefer zeigte sich zuversichtlich, dass die damit verbundenen zusätzlichen Arbeitsdienste von den Mitgliedern bewältigt werden.

Und bald schon steht wieder eine Sonderausstellung an. Am 24. April wird anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Firma Otto die Ausstellung „Otto Pflanzung – Kilossa“ im Stadtmuseum eröffnet. Jürgen Bauer und Konrad Steinert, vom Vorbereitungsteam des Museumsvereins, freuen sich über weitere Helfer.

Stadtmuseum öffnet wieder am Museumstag seine Pforten

Für die Weihnachtsausstellung 2016 und für die Teilnahme am Sommerferienprogramm werden noch Ideen gesammelt, wieder teilnehmen wird der Museumsverein unter anderem am Internationalen Museumstag am 22. Mai, am Tag der offenen Gärten am 26. Juni und am Tag des offenen Denkmals am 11. September. Hoefers Dank schloss zum Schluss seines Berichts ganz besonders die Stadtverwaltung mit ein für die hervorragende Zusammenarbeit übers Jahr.

Alle zwei Jahre wird ein neuer Vorstand gewählt. Einstimmig wiedergewählt wurden Peter Hoefer (Vorsitzender, Joachim Kuschel (stellvertretender Vorsitzender), Martin Zink (Kassier), Franz Knapp (Schriftführer). Nachdem Roland Durst als Beisitzer aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden ist, stellte sich Horst Gerstenberger zur Verfügung. Er wurde mit den bisherigen Beisitzern „Aldo“ Gianmichele, Robert Reutter und Bernhard Walter einstimmig gewählt. Das gleiche gilt für den zweiten Kassenprüfer Marc du Bois, der zusammen mit Brigitte Grübel künftig die Kasse prüfen wird.

 

 

WZ30012016